Die Pfeiler
Die 1,7 Kilometer lange Hochmoselbrücke ruht auf lediglich zehn Pfeilern - im Verhältnis zu der Länge der Brücke ist das eine vergleichsweise geringe Anzahl. Der höchste Pfeiler misst rund 150 Meter, der niedrigste rund 20 Meter. Der Abstand zwischen den Pfeilern variiert und beträgt zwischen 105 und 210 Metern. Die Pfeilerform ist ein wesentliches Gestaltungsmerkmal des Gesamtbauwerks.
Gewählt wurde eine geometrische Taillierung der Pfeiler in Querrichtung. Die Taille aller Pfeiler liegt einheitlich bei ca. 47,5 Metern unterhalb des Pfeilerkopfs. Die Pfeiler sind der Reihe nach vom Widerlager auf der Hunsrückseite aus in Richtung Moselufer entstanden und anschließend - nach Baudisposition der Baufirma - auf der anderen Moselseite. Auf der Hunsrückseite werden insgesamt sieben Pfeiler benötigt, auf der Eifelseite drei.
Die Pfeiler wurden auf Bohrpfählen im Boden gegründet - in Summe wurden für die zehn Pfeiler mehr als 100 Pfähle in den Boden getrieben. Die Pfähle reichen dabei zwischen 8 und 47 Meter tief in den Erdboden. Die Bohrdurchmesser schwanken zwischen 1,8 und 2 Metern. Die Arbeiten für den ersten Pfeiler haben im Herbst 2012 begonnen. Die oberen Enden der Pfähle wurden mit einer sogenannten Pfahlkopfplatte verbunden. Das Gesamtsystem im Erdreich folgte hierbei dem Prinzip einer Tischgründung: Die Bohrpfähle vergleichbar mit den Tischbeinen, die Pfahlkopfplatte mit der Tischplatte - aus der Gesamtwirkung von Platte und Beinen resultiert die End-Stabilität der Gründung. Für das Bohren der Bohrlöcher war eines der größten Bohrgeräte Deutschlands im Einsatz. Dass die Hochmoselbaustelle eine Baustelle der Superlative ist, zeigen aber nicht nur die Maschinen, die auf der Baustelle benötigt werden, auch Materialverbrauch und Einbauzeiten sind enorm. Eine Pfahlkopfplatte wird in stolzen 12 Stunden vollständig betoniert.
Selbstkletterschalung - ziemliche komplizierte Konstruktion
1000 Kubikmeter Beton wurden dafür gebraucht. Rund 150 Fahrzeuge lieferten das Material im Akkord. Darüber hinaus sind bis zu 170 Tonnen Stahl in einer jeden Platte enthalten. Beim Bau der Pfeiler wurde eine sogenannte Selbstkletterschalung genutzt - eine ziemlich komplizierte Konstruktion. Der Aufbau dauerte mehrere Wochen. Beim Betonieren wird in die Gussform der Selbstkletterschalung Beton eingefüllt. Wenn dieser ausgehärtet ist, wird die Schalung hydraulisch weiter Richtung Pfeilerspitze befördert. Betonstahl wird eingebaut und neuer Beton eingefüllt. Ist dieser ausgehärtet, wandert die Schalung weiter nach oben.
Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis der Pfeiler in seiner endgültigen Höhe errichtet ist - pro Abschnitt wächst der Pfeiler rund fünf Meter in die Höhe. Dabei kommen auch Baukräne zum Einsatz, die vom Boden aus mit dem Pfeiler mitwachsen. Sie sind auf einem zustätzlichen Bohrpfahl gegründet. Sie transportieren den Beton und den Betonstahl zur Schalung. Auch die Bauarbeiter werden mit dem Kran an ihren luftigen Arbeitsplatz befördert. Die Herstellung der Pfeiler wiederholt sich. Die Bohrpfähle werden im Boden installiert und mit der Pfahlkopfplatte abgeschlossen. Dann werden die Pfeiler abschnittsweise betoniert.
Der erste Teil eines Pfeilers - der sogenannte Anfängerschuss, rund fünf Meter hoch - wurde im Februar 2013 betoniert. Auf der Brückenbaustelle waren zwei Selbstkletterschalungen im Einsatz. Es wuchsen also parallel immer zwei Pfeiler Stück für Stück in die Höhe. Daneben liefen für die anderen Pfeiler die Arbeiten rund um die Bohrpfähle bzw. die Pfahlkopfplatte. Erstmalig in Rheinland-Pfalz gibt eine Besichtigungsbühne - eine Art Aufzug -, mit der man die Pfeiler später inspizieren kann. Diese Einrichtung wird später insbesondere den Brückenprüfern des LBM nutzen, die jede Brücke in Rheinland-Pfalz - und damit künftig auch die Hochmoselbrücke - regelmäßig kontrollieren.