Der Überbau
Der Überbau der Hochmoselbrücke – also der Teil, der das Tal überspannen wird – besteht aus rund 900 vorgefertigten Stahlteilen. Jedes Teil – zwischen 15 und 25 Meter lang – ist ein Unikat, das seinen festen Platz in der Gesamtkonstruktion hat, vergleichbar einem 3D-Puzzle. In Fertigungswerken in Hannover und Lauterbourg wurden die gewalzten Rohbleche bearbeitet und vorgefertigt - soweit, dass die Stahlteile - Segmente genannt - noch mittels Schwertransporten zur Baustelle transportiert werden konnten. Hier erfolgte dann die Endmontage. Der riesige Stahlhohlkasten wurde direkt hinter dem Widerlager Hunsrück zusammengeschweißt. Dies geschah auf einem allein für diesen Zweck errichteten rund 300 Meter langen Vormontageplatz mit einer Korrosionsschutzhalle, in der die abschließende Farbbeschichtung aufgebracht wird.
Ein Brückenschuss - so der Fachbegriff der Ingenieure für einen Brückenabschnitt - besteht im Querschnitt aus zehn bis zwölf vorgefertigten Segmente. Zunächst wurde eine U-Form hergestellt. Die beiden aufgerichteten U-Teile wurden dann mit dem Bodenblech und dem Deckblech verschweißt. Nach dem Einbau der Querstreben im Inneren wurde das obere Fahrbahnblech montiert: Der Hohlkasten war damit im Rohbau fertig. Er ist zwischen 15 und 25 Meter lang und zwischen sechs und acht Meter hoch. Die beiden Kragarme - die Konstruktionsteile, die rechts und links neben dem Hohlkasten hinausragen - komplettieren den Brückenschuss. Sie bestehen jeweils aus zwei Einzelteilen. Die Hochmoselbrücke besteht aus insgesamt 82 dieser Schüsse. Die ersten sieben Schüsse wurden so zu einem Verschubabschnitt zusammengebaut. Aus Gewichtsgründen wurden die ersten 90 Meter der Brücke ohne die Kragarmplatten hergestellt.
Hier hatten jedoch Detailberechnungen gezeigt, dass dieser Teil aerodynamisch ungünstig beansprucht wird. Aus diesem Grund wurden die ersten vier Segmente für den Verschub mit einer Windverkleidung an den Seitenwänden ausgestattet. Im Weiteren wurde der Überbau einschließlich der Kragarmplatten hergestellt. Der Überbau war dann rund 29 Metern breit. Die ersten sieben Schüsse wurden nach dem Zusammenbau mittels hydraulischer Pressen durch eine Korrisionshalle geschoben. Hier wurden die Stöße korrosionsgeschützt und die gesamte Konstruktion mit der letzten Beschichtung versehen. Da der Überbau der Brücke aus Stahl besteht, ist ein wirksamer Korrosionsschutz zwingend erforderlich. Parallel dazu wurde auf dem Vormontageplatz dann ein weiterer Verschubabschnitt des Stahlüberbaus hergestellt. Diese Arbeitsvorgänge – Schüsse vormontieren, Korrosionsschutz auftragen, Verschieben – wiederholten sich insgesamt 13-mal. Dann war das Widerlager auf der Eifelseite erreicht und der schwierigste Teil der Bauaufgabe abgeschlossen.
Der erste Verschub hat bereits im Herbst 2013 stattgefunden. 83 Meter hat sich hierbei der Stahlüberbau in Richtung Widerlager bewegt – ein vergleichsweise unspektakulärer Verschub, der nur auf dem Vormontageplatz stattgefunden hatte. Der erste Verschub in Richtung Tal erfolgte im Juni 2014. Als die Brücke über das Tal geschoben wurde, kam ein Hilfspylon zum Einsatz. Mit Hilfe des rund 80 Meter hohen Pylons, der beidseitig mit Stahlseilen abgespannt ist, wurden die Beanspruchungen und Verformungen des Überbaus bei den Verschubvorgängen gesteuert. Auf diese Weise erreichte das vordere Überbauende im Zuge des Verschubs jeweils den mit einem Verschublager ausgerüsteten Pfeilerkopf des Folgepfeilers. Der Pylon wurde 2018 abgebaut, als der Überbau das gesamte Tal überspannte.